Ermächtigende Geschichte erzählen: Eine attraktive Arbeitgeberin kann das

Es ist ziemlich herausfordernd geworden, eine attraktive Arbeitgeberin zu werden, zu sein und zu bleiben. Dafür braucht es eine transformative Kraft aus analytischer Klarheit, systemischen Werkzeugen und kommunikativer Kreativität. Eine attraktive Arbeitgeberin schafft es, Zielgruppenbedürfnisse ernst zu nehmen und hierarchie-übergreifende Verbindungen zu knüpfen. Sie überwindet (Silo-)Grenzen und schafft Zugehörigkeit. Dabei fördert sie Wettbewerbskraft und Veränderungsfähigkeit. So dringt sie tief in die Organisation und das Arbeitsmarktgeschehen ein und nimmt sichtbar und wirksam Raum ein.

Wie schafft sie das?

Wie gelingt es ihr, dass Recruiter:innen neue Zielgruppen-Communities erreichen, die Fluktuationszahlen sinken und die strategische Personalplanung den Generationenwandel adressiert, während das OE- und Kultur-Team einen gemeinsamen strategischen Bezugsrahmen bekommt? Wie stimmt sie sich parallel dazu auch noch inhaltlich mit Unternehmens-, Nachhaltigkeits- und Markenstrategie ab?

Eine attraktive Arbeitgeberin schafft strategisch-analytische Klarheit im System – dank starker, partizipativer Einigungsprozesse, die halten. Zudem bringt sie die Lösungen kommunikativ auf den Punkt. Sie nimmt Mitarbeiter:innen und Führungskräfte auf die Reise mit, weil sie verstehen, was es zu verändern gilt, was genau am Spiel steht, welche Zukunft zu gestalten ist und wie sie einen Unterschied darin machen können.

Die Arbeitgeberin erzählt also ihre Geschichte. Denn: Sie kann das.
Sie verwandelt rationale Strategien in emotionale Erzählungen – denn nur so erreicht sie die Menschen und bleibt in den Köpfen und Herzen.

Geschichten, die wirken

Geschichten entfalten ihre Wirkung und bleiben in Erinnerung, wenn sie grundlegende Muster, universelle Symbole oder bekannte Motive bedienen, die in der menschlichen Psyche verankert sind und in verschiedenen Kulturen, Mythen und Erzählungen immer wieder vorkommen. So berühren uns Geschichten über Mut, Tapferkeit und Held:innentum genauso wie jene über Wissen, Weisheit und Einsicht. Sie haben einen Wiederkennungswert, weil sie grundlegende menschliche Erfahrungen und Emotionen ansprechen. Diese Wahrnehmung zu teilen, prägt unser kollektives Unbewusstes. Das wusste schon C.G. Jung, Begründer der analytischen Psychologie, mit seiner Übersetzung von universellen Motiven in zwölf prototypische Archetypen. Diese können verschiedene Emotionen klar, differenziert und nachvollziehbar vermitteln und unsere kollektive Wahrnehmung von Situationen maßgeblich prägen und beeinflussen.

Archetypen wie “die Entdeckerin”, “der Weise” oder “der Rebell” können dabei helfen, verständlich zu machen, wen Arbeitgeber:innen auf welche Weise ansprechen wollen. So können sie authentisch die richtigen Zielgruppen erreichen, ihre Kultur sichtbar machen oder Teamarbeit gestalten. Auf diese Wiese entwickeln attraktive Arbeitgeber:innen Geschichten mit universeller Wirkung, die mit wenig Aufwand einen großen Impact erzeugen, der hält, was er verspricht. Mit Hilfe der Archetypen bringen sie Organisationen zum Sprechen, geben sie ihnen ein Gesicht und öffnen bisher nicht gekannte Räume, ermöglichen Reflexion und konsistente Weiterentwicklung.

Diese Art von Geschichten, die mit Archetypen spielen, können Organisationen in ungewissen Zeiten ermächtigen, während sie gleichzeitig Menschen verbinden und alle an der gemeinsamen Idee teilhaben lassen. Sie fluten Empathie ins Unternehmen und bekräftigen Anerkennung und Wertschätzung.

Erzählungen, die ermächtigen

„Kannst Du es denken, kannst Du es schaffen“ ist so eine Ermächtigungs-Geschichte einer komplexen Wissensorganisation wie der WKÖ, die in unsicheren Zeiten (zukünftigen) Mitbarbeiter:innen und Führungskräften Zuversicht gibt, täglich einen wertvollen Beitrag zu leisten. Sie alle teilen eine Mission, die eint und zur Mobilisierung und gemeinsamen Engagement aufruft. Und sie alle erzählen Erfolgsgeschichten über Unterschiede, Expertisen und gemeinsame Leidenschaft, die nebeneinander bestehen und sich in ihrer Wirkung bekräftigen.

Auch die #Klimapionierinnen der Wiener Stadtwerke Gruppe können davon erzählen, wie 15.000 Mitarbeiter:innen unterschiedlichster Teil-Unternehmen und Professionen zu Akteur:innen der Klimazukunft werden können.

#NichtsOhneDich oder #SemmiSincsNélküled oder #SensizHiçbirŞey ist der neue Erzählrahmen der REWE Logistik, in dem vielfältige Held:innen-Geschichten von unterschiedlichen Nationalitäten, Geschlechtern, Funktionen und Generationen Raum bekommen und der gemeinsame Purpose „Österreichs Alltagsversorgung zusammen am Laufen halten“ eine Welle an Wertschätzung für Diversität ausgelöst hat. Und genau damit schaffte diese Geschichte und ihre Art der Inszenierung 37 Prozent mehr Bewerbungen und ein Senken der Fluktuationsrate von sieben Prozent innerhalb von zehn 10 Monaten.

Der weltweite Gallup-Engagement-Index liefert darüber hinaus noch mehr Messbarkeit, wie emotionale Bindung vor Wechselbereitschaft schützt, Anziehungskraft zur Verfügung stellt und Mitarbeiter:innen wie Führungskräfte zu mehr Qualität, weniger Arbeitsunfällen sowie zufriedeneren Kund:innen führt.

Fazit

Attraktive Arbeitgeber:innen verändern nachweislich und nachhaltig. Sie fordern eine unabdingbare Zusammenarbeit über Bereichs- und Silogrenzen hinweg und machen Organisationen durch Kommunikation erlebbar. Für die Wirkkraft ihrer Arbeitgebermarke entwickeln sie einen einzigartigen Erzählrahmen, eine ermächtigende Geschichte. Genau dann lösen sie intern wie extern viel aus. Durchaus auch Unruhe – positiv formuliert machen sie ungehobenes Potenzial in der Organisation und als Unternehmen am Arbeitsmarkt sichtbar und bearbeitbar. Auch Sie können das!

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Bettina Geuenich

Chefredakteurin bei personal manager
Bettina Geuenich ist die Chefredakteurin der Fachzeitschrift und des Blogs personal manager. Sie beobachtet seit über 20 Jahren die HR-Szene in Österreich und schreibt darüber.