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Digitale Kompetenzen: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Markus Schaffhauser im Interview

Markus Schaffhauser ist CEO des Technologiedienstleisters Eviden Austria und Präsident des Vereins fit4internet, in dem sich mehr als 20 Unternehmen zusammengeschlossen haben, um die digitalen Kompetenzen in Österreich zu messen und zu fördern. Im Interview beschreibt er, wie groß der Gap zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Sachen Digitalkompetenz ist.

Herr Schaffhauser, Ihr Verein untersucht die „digitalen Kompetenzen“ in Österreich. Was fällt unter diesen Begriff?

Wir haben ein digitales Kompetenzmodell für Österreich entwickelt – und zwar auf Basis des Europäischen Referenzrahmens für digitale Kompetenzen. Dieses österreichische Modell beschreibt 27 Teilkompetenzen in Bereichen wie dem Umgang mit Daten, Kommunikation, Kreation von Inhalten, Datensicherheit oder Problemlösung. Außerdem umfasst das Modell acht Kompetenzstufen, die von „elementar“ bis „innovativ“ reichen. Für das Berufsleben relevant sind normalerweise die Kompetenzlevels bis 5, wobei die Stufe 5 einem fortgeschrittenen Umgang mit digitalen Tools entspricht.

Wie messen Sie diese Fähigkeiten?

Wir führen seit 2022 regelmäßig Studien durch, um die digitalen Skills in der Bevölkerung zu erheben. Mit einem Sample von 4.000 ist unser jährliches „Digital Skills Barometer“ eine der umfangreichsten und repräsentativsten Erhebungen zu diesem Thema in Österreich. Wir untersuchen dabei zum einen, wie die Teilnehmenden ihre Kompetenzen in den verschiedenen Teilbereichen einschätzen. Zum anderen stellen wir aber auch Wissensfragen zu digitalen Themen, um einen Gegencheck zu machen und herauszufinden, wie kompetent die Befragten wirklich sind.

Wie steht es um die digitalen Kompetenzen in Österreich?

Im Durchschnitt bewegen sich die Österreicherinnen und Österreicher zwischen den Kompetenzstufen 2 und 3. Das heißt, sie haben solide Grundlagenkenntnisse und können teilweise selbstständig digitale Tools nutzen. Mindestens wünschenswert wären für den Beruf allerdings die Stufen 3 und 4, auf denen man eigenständig in der digitalen Welt agieren kann. Auffällig ist, dass die meisten Befragten sich selbst deutlich kompetenter einschätzen, als sie nach unserem Wissenstest tatsächlich sind. Dieser Gap beträgt ein bis zwei Kompetenzstufen.

Von welchen Faktoren hängt die Digitalkompetenz ab?

Ausbildung und Berufstätigkeit spielen eine Rolle, aber auch Faktoren wie Geschlecht und Alter. Bei den Männern sind die digitalen Skills durchschnittlich besser ausgeprägt als bei den Frauen, ebenso wie die Technologieaffinität. Bei der Auswertung nach dem Alter hat die Generation Z nicht am besten abgeschnitten, obwohl sie als „Digital Natives“ mit digitalen Technologien aufgewachsen ist beziehungsweise noch aufwächst. Junge Menschen dieser Altersgruppe haben zwar digitale Skills, aber (noch) nicht unbedingt die für den Beruf relevanten. Daher haben die Generationen Y und X, die schon länger im Berufsleben stehen, gleichwertige oder bessere Fähigkeiten gezeigt. Allerdings war bei der Generation Z die Selbstüberschätzung der eigenen digitalen Kompetenzen besonders hoch.

Sie haben auch die Fähigkeiten im Umgang mit KI abgefragt. Was waren die Ergebnisse?

Zu diesem Thema haben wir in einer eigenen Erhebung 2.000 Österreicherinnen und Österreicher befragt. Dramatisch finde ich, dass mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher keine KI-Anwendungen nutzen oder meinen, keine zu nutzen. Das heißt, es fehlt an Wissen und an Anwendungskompetenz. Immerhin geben zwei Drittel an, dass ihr eigenes KI-Wissen nicht ausreichend oder mangelhaft ist.

Die meisten Befragten haben sich beim Thema KI in der Kompetenzstufe 2 eingeordnet. Danach hätten sie solide Grundkenntnisse und könnten einfache Anwendungen unter Anleitung selbstständig durchführen. Wenn wir aber die Wissensfragen anlegen, kommen wir nur auf eine Kompetenzstufe 1. Das bedeutet, dass sie halbwegs verstanden haben, was eine künstliche Intelligenz ist und unter Anleitung einfache Aufgaben mit der Hilfe anderer erledigen könnten. Dieses Ergebnis ist alarmierend. Denn um künstliche Intelligenz beruflich nutzen zu können, braucht man zumindest die Kompetenzstufen 3 bis 4.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in Österreich?

Es gibt einen enorm großen Bedarf an Training und Ausbildung zum Thema KI, was in der öffentlichen Diskussion noch nicht wirklich angekommen ist. Denn wir haben zum einen diesen Awareness-Gap: Die Menschen schätzen ihre Kompetenzen deutlich besser ein, als sie tatsächlich sind. Zum anderen haben wir das Problem, dass in Österreich grundsätzlich eine gewisse Technik- und Wissenschaftsskepsis besteht. Technik wird häufig eher als Bedrohung empfunden, anstatt die Möglichkeiten zu sehen.

Das heißt für die Unternehmen: Sie benötigen dringend strukturierte Informationen über die digitalen Skills ihrer Beschäftigten. Dafür haben wir digitale Tools geschaffen, die ein Assessment der entsprechenden Kompetenzen ermöglichen. Außerdem benötigen wir Ausbildungen und Programme, um die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beim Einsatz von KI zu ertüchtigen. Im Moment passiert das häufig eher auf der Basis von Trial and Error. Wenn die Tools zugänglich sind, probieren die Mitarbeitenden sie aus. Aber wir müssen auch schauen, wie wir die Menschen gezielt ermächtigen können. Das kann je nach Unternehmen und Branche sehr unterschiedlich ausschauen.

Wie zum Beispiel?

Zum einen geht es um ganz grundlegende Dinge: Unternehmen müssen die Möglichkeit bieten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter KI-Tools ausprobieren und dabei Kompetenzen erwerben können – idealerweise in einer geschützten Umgebung. Ich muss sicherstellen, dass die Lösungen dem Datenschutz entsprechen – und teilweise benötige ich auch die Mitbestimmung der Arbeitnehmervertretungen. Das geschieht nicht auf Knopfdruck, aber es ist wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Denn wenn wir Arbeitsabläufe automatisieren und digitalisieren wollen, brauchen wir auch Menschen, die digitale Tools bedienen können.

Digitale Kompetenzen müssen auch stärker in Schulen und Hochschulen vermittelt werden. Teilweise machen auch Kooperationen zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen Sinn. Wir haben bei Eviden in Kooperation mit dem FH Technikum Wien einen Lehrgang entwickelt, in dem wir 15 Mitarbeitende als ERP-Expertinnen und -Experten ausbilden lassen. Sie absolvieren ein zweijähriges Vollzeitstudium, sind dafür freigestellt, werden in dieser Zeit bezahlt und parallel zu ihrer Ausbildung in Projekte hineingenommen, in denen sie praxisrelevante Skills erwerben. Das ist ein sehr gutes duales Ausbildungsmodell, aber natürlich auch ein sehr kostenintensives, zumal wir den Leuten Coaches an die Seite stellen, die sie unterstützen. Zugleich bilden wir aber auch viele Lehrlinge aus, die im technischen Bereich und in klassischen Bürobereichen viele digitale Skills erwerben.

Was ist Ihr Fazit aus den Ergebnissen Ihrer Befragungen?

Die Ergebnisse sind aus meiner Sicht alarmierend – und sollten uns ermutigen, aktiv zu werden. Positiv ist, dass immerhin 40 Prozent der Befragten ein hohes bis sehr hohes technisches Interesse haben. Das ist schon mal ein guter Ausgangspunkt. Nur eine Minderheit sagt, Technik interessiere sie gar nicht. Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher nutzt bereits KI. Es gibt also eine Basis, auf der wir aufbauen können. Aber natürlich bewegen wir uns aktuell noch auf einem sehr niedrigen Niveau.

Interview: Bettina Geuenich

Dieser Artikel stammt aus der personal manager Ausgabe 6/24

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Bettina Geuenich

Chefredakteurin bei personal manager
Bettina Geuenich ist die Chefredakteurin der Fachzeitschrift und des Blogs personal manager. Sie beobachtet seit über 20 Jahren die HR-Szene in Österreich und schreibt darüber.
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