Job Crafting: 5 Formate für eine individuelle Arbeitsplatzgestaltung

In einer dynamischen Arbeitswelt kann Job Crafting dazu beitragen, Aufgaben aktiv zu gestalten und an persönliche Stärken und Interessen anzupassen. Personalentwicklung spielt hierbei eine zentrale Rolle, da sie Mitarbeitende unterstützt, ihre Arbeitsinhalte, -beziehungen und -kontexte eigenverantwortlich zu verändern. Wie können Personalverantwortliche Job Crafting fördern und welche Formate helfen dabei?


Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Flexibel auf Herausforderungen zu reagieren und das eigene Tätigkeitsfeld aktiv zu entwickeln, wird für viele Menschen immer wichtiger. „Job Crafting“ kann dabei helfen: Der Begriff beschreibt das proaktive und eigenständige Gestalten von Aufgaben, beruflichen Interaktionen und Wahrnehmungen, die unsere Arbeit betreffen (siehe auch “Job Crafting als Turbo für Transformation“). Es geht darum, unsere Arbeit besser an individuelle Interessen, Stärken und Bedürfnisse anzupassen – was nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch Leistung und Motivation steigert (Struss 2023; Wrzesniewski/Dutton, 2001).

Die Personalentwicklung kann dazu ermutigen, Job Crafting zu betreiben, indem sie Werkzeuge zur Verfügung stellt und Kompetenzen vermittelt. Dieser Artikel untersucht die enge Verzahnung von Personalentwicklung und Job Crafting und zeigt auf, wie konkrete Entwicklungsformate diesen Prozess unterstützen.

Job Crafting: Ein Konzept der Selbstgestaltung

Job Crafting bietet die Möglichkeit, Rollen im Unternehmen aktiv mitzugestalten. Dabei lassen sich drei Ebenen unterscheiden (Struss 2023; Lopper/Walf, 2022):

  1. Aufgaben (Task Crafting): Wir verändern Art und Umfang unserer Aufgaben zum Beispiel, indem wir sie  neu priorisieren, zusätzliche Tätigkeiten übernehmen oder ineffiziente Prozesse anpassen.
  2. Beziehungen (Relational Crafting): Wir verändern unsere sozialen Beziehungen und Interaktionen, knüpfen neue Kontakte, intensivieren die Zusammenarbeit mit bestimmten Kolleginnen und Kollegen oder reduzieren schwierige Interaktionen.
  3. Wahrnehmung (Cognitive Crafting): Wir verändern die Art und Weise, wie wir unsere Arbeit wahrnehmen und bewerten. Dafür arbeiten wir an Einstellungen oder Perspektiven und interpretieren Aufgaben anders, um mehr Sinnhaftigkeit und Erfüllung zu finden.

Job Crafting ermöglicht es,  Arbeit so zu gestalten, dass sie besser zu unseren Bedürfnissen und Präferenzen passt. Doch ohne Unterstützung durch die Personalentwicklung bleibt das Potenzial dieses Ansatzes oft ungenutzt.

Die Rolle der Personalentwicklung beim Job Crafting

Aufgabe der Personalentwicklung ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die dazu ermutigen, den eigenen Arbeitsplatz aktiv zu gestalten.

Dies kann auf mehreren Ebenen geschehen:

  1. Kompetenzentwicklung: Mitarbeitende benötigen bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse, um ihre Arbeit effektiv zu gestalten. Dazu zählen Skills in Bereichen wie Selbstmanagement, Veränderungskompetenz und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Workshops zu agilen Methoden, Resilienztrainings oder Selbstführungsseminare können helfen, diese Kompetenzen aufzubauen.
  2. Kulturförderung: Eine Unternehmenskultur, die Eigenverantwortung und Gestaltungsspielräume fördert, ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Job Crafting. Die Personalentwicklung kann durch Sensibilisierungstrainings, Führungskräfteentwicklung und gezielte Kulturprojekte dazu beitragen, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Job Crafting möglich ist.
  3. Strukturelle Rahmenbedingungen: Personalverantwortliche können mit dazu beitragen, Prozesse und Strukturen zu gestalten, die Job Crafting zulassen. Dies kann beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten, agile Arbeitsweisen oder interdisziplinärer Projektarbeit geschehen.

Formate, die Job Crafting fördern

Es gibt eine Vielzahl an Formaten, die Personalverantwortliche nutzen können, um Job Crafting zu unterstützen. Die nachfolgend dargestellten Ansätze basieren auf den Methoden, Ergebnissen und Erkenntnissen, die wir in unserem Forschungsprojekt „Job Crafting“ an der Fachhochschule Wiener Neustadt gesammelt haben:

1. Job-Crafting-Workshops

Workshops können Mitarbeitenden helfen, das Konzept des Job Craftings besser zu verstehen und Ideen für die Gestaltung ihres eigenen Arbeitsbereichs zu entwickeln. Diese könnten folgende Elemente umfassen:

  • Einführung in das Konzept Job Crafting: Mitarbeitende lernen die drei Dimensionen des Job Craftings kennen und reflektieren, wie sie ihre Arbeit in diesen Bereichen aktuell gestalten.
  • Selbstreflexion und Feedback: Mitarbeitende analysieren ihre eigenen Stärken, Interessen und Potenziale und erhalten Feedback von Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten, um Ansätze für Job Crafting zu entwickeln.
  • Entwicklung eines Aktionsplans: Zum Abschluss überlegen die Teilnehmenden, wie sie ihre Arbeit in den kommenden Wochen proaktiv gestalten und Veränderungen initiieren können.

2. Mentoring und Coaching

Mentoring- und Coaching-Programme können Job Crafting besonders wirksam unterstützen, da sie individuelle Beratung und Reflexion ermöglichen. Ein Mentor oder Coach kann helfen, berufliche Ziele zu klären, Aufgaben zu reflektieren und Gestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln. Besonders in der Phase der Neugestaltung von Arbeitsaufgaben kann es hilfreich sein, regelmäßig Feedback zu erhalten und individuelle Herausforderungen zu besprechen.

3. Agile Methoden zur Arbeitsgestaltung

Agile Arbeitsmethoden wie Scrum oder Kanban bieten strukturelle Rahmenbedingungen, die zu mehr Eigenverantwortung und Selbstorganisation anregen. In solchen agilen Settings haben Mitarbeitende oft mehr Freiraum, ihre Aufgaben innerhalb eines Teams zu gestalten und eigenständig Prioritäten zu setzen. Die Einführung agiler Arbeitsweisen kann somit eine effektive Möglichkeit sein, Job Crafting zu fördern.

4. Feedback- und Reflexionsformate

Ein zentrales Element des Job Craftings ist die regelmäßige Selbstreflexion. Personalentwicklungsformate, die auf Feedback und Reflexion basieren, wie 360-Grad-Feedback, regelmäßige Feedbackgespräche oder Peergroup-Reflexionen, können dazu anregen, doe eigene Arbeit regelmäßig zu überdenken und Verbesserungen vorzunehmen.

5. Führungskräfteentwicklung zur Unterstützung von Job Crafting

Führungskräfte spielen eine zentrale Schlüsselrolle bei der Förderung von Job Crafting in Teams. Sie können dabei unterstützen, Gestaltungsspielräume zu identifizieren und diese aktiv zu nutzen. Daher ist es essenziell, dass auch Führungskräfte auf das Thema Job Crafting vorbereitet werden. In Führungskräftetrainings können sie lernen, wie sie Mitarbeitende ermutigen und begleiten können, ihre Arbeit proaktiv zu gestalten.

Fazit: Job Crafting als Zukunftskompetenz

In einer Arbeitswelt, die zunehmend von Komplexität, Unsicherheit und Dynamik geprägt ist, wird Job Crafting zu einer wertvollen Kompetenz. Es ermöglicht Mitarbeitenden, ihre Arbeit nicht nur an die Anforderungen des Unternehmens, sondern auch an ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele anzupassen. Die Personalentwicklung übernimmt hierbei eine zentrale Rolle, indem sie die notwendigen Werkzeuge und Strukturen zur Verfügung stellt.

Ob durch gezielte Workshops, Mentoring oder das Einführen agiler Arbeitsweisen – Personalverantwortliche haben zahlreiche Möglichkeiten, Job Crafting aktiv zu fördern und somit nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die Produktivität ihrer Mitarbeitenden zu steigern. Unternehmen, die Job Crafting bewusst fördern, schaffen nicht nur ein motivierendes Arbeitsumfeld, sondern stärken auch ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit.

In Zukunft wird es daher immer wichtiger, dass Personalverantwortliche Formate entwickeln, die Mitarbeitenden die Freiheit und das Vertrauen geben, ihre Arbeit aktiv zu gestalten. Denn nur so können Unternehmen das volle Potenzial ihrer Mitarbeitenden ausschöpfen und nachhaltig erfolgreich sein.

Quellen

Do it yourself – Job Crafting und Emotionale Intelligenz für die Zukunft der Arbeit. Von Elisa Lopper und Justus Walf. In: Sonderband Zukunft der Arbeit, Human Resources Consulting Review. Hrsg. von Jens Nachtwei und Antonia Sureth. Band 12/2020, S. 268–271.

Wie Sie mit Job Crafting Ihre Arbeit wieder lieben lernen. Von Ragnhild Struss. Gabal Verlag 2023.

Crafting a Job: Revisioning Employees as Active Crafters of Their Work. Von Amy Wrzesniewski und Jane E.Dutton. Academia of Management Review, 26 (2) 2001, S. 179-201.

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Lisa Zach

Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Institut für persönliche Kompetenzentwicklung, Fachhochschule Wiener Neustadt
Lisa Zach ist Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für persönliche Kompetenzentwicklung, Fachhochschule Wiener Neustadt. Job Crafting gehört zu ihren Forschungsthemen.
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Mario Kwas

Leiter des Masterstudiengangs Entrepreneurship & Applied Management bei Fachhochschule Wiener Neustadt
Mario Zach ist Co-Founder des Instituts für Intrapreneurship und Leiter des Masterstudiengangs Entepreneurship & Applied Management an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Job Crafting gehört zu seinen Forschungsthemen.